Historie

Der erste bekannte Radiborer Lehrer war Valentinus Horrla, von ihm erfährt man aus einer Gerichtsakte vom 12.08.1592. Damals waren Diener der Kirche gleichzeitig Lehrer, Küster, Glöckner, Organist und Kantor. Man bezahlte sie mit Naturalien. Alle in dieser Zeit wirkenden Lehrer waren Sorben. Die Pfarrgemeinde hatte immer nur einen Lehrer.

Die Radiborer Schule hat ihren Beginn mit der ersten bekannten Erwähnung im Jahre 1623. Von 1597 bis 1632 arbeitete Valentin Nachtigall als Kirchschreiber und Lehrer. Die erste schriftliche Bestätigung für das Vorhandensein einer Schule in Radibor verdanken wir einem besonderen Vorkommnis.

Der Gutsherr von Minkwitz wollte das Osterreiten verbieten, ließ aus diesem Grund das Friedhofstor zunageln und schickte bewaffnete Amtsleute gegen die Osterreiter. Ein Reiter sprang vom Pferd, eilte durch die Schule zum Glockenturm und läutete Sturm.

Im Laufe der Jahre wurde das Schulgebäude für die Anzahl der Kinder zu klein. Im Jahre 1722 wurde deshalb das zweite Radiborer Schulgebäude erbaut. In dieser Schule war auch eine Lehrerwohnung mit Scheune, Stall und Hof.

Der Unterricht begann vom 2. Februar bis zum 11. November um 7:00 Uhr, sonst um 7:45 Uhr. Zu Beginn wurde ein Kirchenlied gesungen und / oder ein Gebet gesprochen.

8:00 Uhr Messe
9:00 Uhr - 10:00 Uhr ABC, Lesen und Buchstabieren
10:00 Uhr - 10:30 Uhr Singen sorbischer Lieder
11: 00 Uhr Beten

Die Kinder gingen zum Mittagessen nach Hause.
Danach begann der Nachmittagsunterricht.
ab 12:00 Uhr Rechnen, Briefeschreiben, Latein, Sorbisch. Später kam noch das Fach Naturkunde dazu.

Ab diesem Zeitpunkt war die Schülerzahl so stark angestiegen, dass eine zweite volle Lehrerstelle geschaffen werden musste. So wurde 1874 die dritte Schule eingeweiht.

In ihr befanden sich nun zwei Lehrerwohnungen, zwei Klassenräume für jeweils 68 Schüler, vier Kellerräume und ein Stall. Ein neues Unterrichtsfach kam hinzu: Leibesübungen.

Zu Beginn des 20. Jh. war die Schülerzahl auf über 230 angewachsen, schon nach 32 Jahren war die Schule wieder zu klein. Von 1906 bis 1926 mussten zusätzlich andere Räume angemietet werden. Im Jahre 1926 wurde die vierte Schule eingeweiht.

Bis zum Jahre 1937 war die Schule eine rein sorbische Schule. Hier unterrichteten unter anderem Michał Nawka und Jan Andricki.

Die Schüler mussten sauber und ordentlich gekleidet in die Schule kommen, die Mädchen nach dem Wunsch der Eltern in sorbischer Tracht oder weltlicher Kleidung.

So waren Hańža žofkec und Hańža Rjenšec die beiden letzten Mädchen, welche während ihrer gesamten Schulzeit von 1928 -1936 in sorbischer Tracht zur Schule kamen.

In der Nachkriegszeit begann die Schule am 28. Mai 1945, kurz darauf, am 25.8.1945, wurde ein neues Schulwesen eingeführt.

Jetzt wurden die Unterrichtsfächer Sorbisch, Deutsch, Rechnen, Zeichnen, Schreiben, Rechtschreibung, Heimatkunde, Gesang und Turnen unterrichtet. Bald darauf kam das Fach Russisch dazu.

Ab dem Jahre 1951 wurde Radibor eine Zentralschule, die umliegenden kleinen Dorfschulen wurden geschlossen. Jetzt gab es so viele Schüler, dass Parallelklassen gebildet werden mussten.

Die Schülerzahl überstieg die 500, die Schule war wieder zu klein. Der Unterricht wurde wieder auch in umliegenden Gebäuden gehalten. Im Gasthof, im Schloss, im Gutshof und im ehemaligen Pferdestall.

1958 wurde aus der Zentralschule die 10jährige allgemeinbildende polytechnische Oberschule. Es gab wieder mehr Unterrichtsfächer.

1972 wurde der erste Anbau an der Nordseite fertiggestellt.

1982 bekam die Schule mit dem zweiten Anbau an der Südseite auch moderne Fachkabinette für Physik, Chemie und Biologie sowie Für Heimatkunde, Werken und Schulgarten. Ab jetzt gab es auch einen Speiseraum und eine Küche. Ab 1985 verfügte die Schule über ein Gewächshaus.

In den beginnenden Zeiten eines rasanten technischen Fortschritts war diese Schule die erste Schule mit einem Computerkabinett im Kreis Bautzen.

Ab 1990/91 veränderte sich das Schulsystem wiederum: jetzt gab es Grund- und Mittelschule, die Wahl zwischen Profilen und mehrere Möglichkeiten an das Gymnasium zu wechseln. An der Mittelschule konnte man den Realschulabschluss oder den Hauptschulabschluss erwerben.

Nach der Jahrtausendwende wurden neue Fachkabinette für TC, WTH, PH, CH/BIO und Informatik installiert sowie brandschutztechnische Baumaßnahmen durchgeführt. Wegen steigender Schülerzahlen erfolgte erneut ein Anbau, der am 30.01.2012 feierlich übergeben wurde.

Quelle: Radwor- ze stawiznow wjesneje šule, Hańža Winarjec- Orsesowa, LND